


Die gebürtige Niederländerin lädt für das letzte Januar-Wochenende nach zwei Jahren Pause wieder zur Atelierausstellung.
NIEDERKRÜCHTEN |(b-r) Changes – Alles verändert sich und bleibt doch gleich“: So lautet das Motto der aktuellen Atelierausstellung der Künstlerin Cilia de Munnik in Niederkrüchten-Oberkrüchten. Was sich verändert hat: de Munnik hat in den vergangenen Monaten ihr Atelier zu einem hellen, geräumigen Raum umgebaut. Was bleibt: die Themen ihrer Malerei sowie ihre Angebote für Malkurse und zum Anfertigen von Betonskulpturen.
Die letzte Atelierausstellung am letzten Wochenende im Januar war vor der Pandemie. Nun ist Cilia de Munnik glücklich, ihr Atelier wieder öffnen und die seit 2019 entstandenen Bilder zeigen zu können. In ihnen setzt sie ihre Beschäftigung mit der Friedensbewegung, der Natur sowie den Menschen mit ihren Sehnsüchten und ihrem Wunsch nach Begegnung fort. „Die Menschen sollten sich mit Positivem umgeben“, ist ihr Wunsch als Malerin.
„Sehnsucht nach Urlaub“ heißt eines ihrer neuen Bilder. Darin schwingt auch die Sehnsucht der Malerin mit, die schon viele ausgedehnte Fernreisen unternommen hat. Dieses Bild erzählt von Wasser, Sonne, Segelbooten, von exotischer Architektur, von Bergen und zufriedenen Menschen. Zwischen Fakt und Fiktion bewegt sich Cilia de Munniks Malerei: „Die Motive sehen in der Realität nie so aus, wie ich sie male, dennoch sind sie zu erkennen“, sagt sie. Das zeigt sich auch an den Tierbildern: Kühe, Schafe, Katzen sind eindeutig zu erkennen, und doch entfernen sie sich – vor allem in der ungewöhnlichen Farbwahl – vom Modell in der Natur. „Jeder Betrachter kann selbst etwas in die Bilder hineinlegen“, meint die Malerin. Sie gibt den Betrachtern die Freiheit, ein Bild nach eigenen Erinnerungen und Emotionen zu lesen.
Cilia de Munnik, 1956 im niederländischen Doesburg geboren und aufgewachsen in Arnheim, studierte in Nimwegen Geschichte. Im Jahr 1977 kam sie der Liebe wegen nach Deutschland, studierte in Essen Kunst und Textilgestaltung sowie in Köln Freie Malerei. Seit 1993 wohnt und arbeitet sie in Oberkrüchten. Wichtig sind der nach eigenen Worten überzeugten Pazifistin die „Peace“-Bilder: Das Peacezeichen der 1970er Jahre taucht auf, jeweils mit einem Porträt von Friedenskämpfern: Joan Baez, Martin Luther King, Gandhi und Malala Yousafzai, der jüngsten Friedensnobelpreisträgerin.
Info Die Atelierausstellung „Changes“ ist zu sehen an der Meinfelder Straße 55 in Oberkrüchten. Geöffnet: am Samstag, 29. Januar, von 14 bis 20 Uhr, und Sonntag, 30. Januar, von 11 bis 18 Uhr. Es gilt 2G+. Um den Zugang zu kontrollieren, nimmt jeder Gast einen Stein aus dem Korb vor die Tür. Ist der Korb leer, müssen Besucher warten. Infos unter: www.ciliademunnik.de
24. Januar 2018
Niederkrüchten
Von Birgitta Ronge
Rheinische Post 24.01.2018

1994 zog die gebürtige Niederländerin nach Oberkrüchten. Auf einem alten Bauernhof ander Meinfelder Straße arbeitet die Künstlerin mitAcrylfarbe, Stiften und Beton. Bei ihrer Jahresausstellung am Wochenende zeigt sie neue Arbeiten. Der Hof der Künstlerin ist nicht zu übersehen. Wer durch Oberkrüchten über die Meinfelder Straße fährt, entdeckt irgendwann aufFenstersimsen aufgereiht fröhlich-bunte Figuren: Büsten aus Beton, mitlebhaftem Strich bemalt. Und dann, auf der Mauer, eine blaue Institution in Oberkrüchten: die Kuh. Ein in Lebensgröße künstlerisch verwandeltes Tier. Die Kuh ist so bekannt, dass Einwohner gern Ortsfremden sagen,wenn sie den Weg erklären wollen:“Wenn Sie an der Kuh vorbeifahren,sind Sie auf dem richtigen Weg.“Schöpferin der bunten Figuren ist Cilia de Munnik. Seit 1994 lebt die gebürtige Niederländerin in Oberkrüchten. In Nijmegen studierte sie Geschichte. 1977 kam sie nach Deutschland, studierte in Essen Textilgeschichte und Kunst, dann in Köln freie Malerei. Ihr Lebenswegführte sie erst nach Schaag, dann nach Niederkrüchten, schließlich zudem alten Bauernhof in Oberkrüchten. Dort arbeitet sie seither an ihren Bildern und Skulpturen und hilft in Kursen Kindern und Erwachsenen,mit Farbe und Pinsel einen eigenen Stil zu entwickeln. Die Kurse geben ihr Freiheit.“Dadurch, dass ich unterrichte, kann ich malen, was ich will“, sagt die 61-Jährige. Allerdings entsteht das, was sie malen will, erst auf der Leinwand:“Ich male immer halb abstrakt“, erklärtde Munnik.“Ich schütte Farbe auf die Leinwand und gucke, was ich darin sehe.“ Der Anfang eines Bildes sei“ein Zipfel, der sich entwickelt“, sagt sie.“Das Malen ist eine Reise. Ist Farbe auf der Leinwand, geht die Reise los. Ich weiß nicht, wohin diese Reise geht, , das finde ich spannend.“Die jüngsten Reisen mit Acrylfarbe und Stiften haben sie zu einer Vielzahl von Bildern geführt, die in den vergangenen Wochen in ihrem Atelier entstanden sind. Wer die schmale Treppe zum Arbeitsreich der Künstlerin im ersten Stock erklimmt, entdeckt schon an den Wänden im Flur Bilder, auf denen Figuren ohne Gesicht versammelt sind. Es sind schmale Körper, die im Raum zu schweben scheinen. In ihren fließenden Konturen werden sie eins mit den anderen. Manche neigen die Köpfe einander zu, als wollten sie miteinander reden. Begegnungen von Menschen sind es, die de Munnik in ihren Arbeitenaufgreift.“Ich finde es schön, wenn Leute einander begegnen“, sagt die Künstlerin.“Im Sommer an einem großen Tisch sitzen, erzählen, spielen.“Ebenso reizvoll sei es, Menschen zu begegnen, die man noch gar nicht kenne. Sie könnten neue Horizonte eröffnen, sagt de Munnik -insbesondere auf Reisen.
Im vergangenen Sommer erkundete die Wahl-Oberkrüchtenerin für vier Wochen die polynesischen Inseln im Südpazik – ein Wunschziel, seit sie als Geschichtsstudentin ihre Magisterarbeit über Paul Gauguin (1848-1903) schrieb, der vor allem durch seine Bilder aus der Südsee bekannt wurde. Das Blau des Wassers rund um das Atoll Bora-Bora faszinierte dieKünstlerin.“Das Wasser ist wahnsinnig blau“, schwärmt de Munnik.“Ich habe es noch nie so schön gesehen wie auf Bora-Bora.“ Wieder daheim,hielt sie das schillernde Blau und Grün des Wassers, die kleinen Inseln inder Ferne in lasierenden Tönen fest. Die 61-Jährige ist eine unermüdliche Malerin. Morgens um kurz nach sieben startet sie mit einer Runde Walking in den Tag, dann gibt es Frühstück. Danach geht sie ins Atelier und beginnt mit der Arbeit, sechs Tage in der Woche. Sie malt mit Pinsel und Stiften. Ihre Farbe ist ausschließlich Acryl, niemals Öl.“Mit Acryl kann man alles machen“, sagt sie.“Man kann damit malen wie mit Aquarellfarben, aber auch wie mitÖlfarben.“ Für sie sei der lasierende Farbauftrag entscheidend,“das ist schöner, als wenn eine Fläche nur mit einer Farbe ausgefüllt wird“, sagt sie. Entsprechend erklärt sie ihren Schülern:“Ihr seid Kunstmaler, keine Anstreicher.“
Wenn de Munnik am Wochenende ihre Ateliertüren für Besucher öffnet,sind viele dieser Begegnungen von Menschen zu sehen, die Bilder, die unter dem Eindruck der Südsee entstanden, und großformatige „Traumwelten“, in denen Figuren und Symbole ineinander fließen. Dunkel sind de Munniks Bilder nie, überall tanzen die Farben. Wer so malt, muss eine fröhliche Natur haben. De Munnik bestätigt das:“Ich bin ein sehrpositiver, lustiger Mensch.“ Es sei schön, schöne Dinge um sich zu haben“Als ich studiert habe, war es verpönt, schöne Sachen zu machen. Es musste unverkäufich sein, dann war es gut.“